Tupolew Tu-144

Die vom sowjetischen Konstruktionsbüro Tupolew entwickelte Tu-144 war das erste überschallschnelle Passagierflugzeug der Welt. Vom Konzept her der anglo-französischen Concorde sehr ähnlich, absolvierte sie einige Monate vor der westlichen Konkurrenz ihren Erstflug. Aufgrund der ähnlichen Auslegung wurde sie in der Fachpresse auch als "Concordski" bezeichnet. Insbesondere in der Triebwerksauslegung war die Tu-144 der Concorde hinsichtlich Reichweite und Zuverlässigkeit damals nicht ebenbürtig.

Obwohl die Geschichte der Tupolew Tu-144 von Rückschlägen, technischen Problemen und einem spektakulären Absturz bei der Luftfahrtschau von Le Bourget im Jahre 1973 gekennzeichnet war, stand das Flugzeug in einer kurzen Zeitspanne von 1975 bis 1978 im Liniendienst. Die Ursache für den Absturz wurde nie endgültig geklärt. Es gibt mehrere verschiedene Theorien zur Unfallursache, darunter beispielsweise, dass ein französisches Begleitflugzeug die Crew zu einem fatalen Ausweichmanöver genötigt habe. Unter westlichen Experten gilt es aufgrund der Aufzeichnungen des Flugschreibers jedoch als wahrscheinlich, dass die sowjetischen Techniker Manipulationen an der Steuerung vorgenommen hatten, um eine spektakulärere Flugvorführung zu ermöglichen.

Die einzige Fluglinie, bei der die Tupolew Tu-144 flog, war die sowjetische Aeroflot. Nach nur 102 Flügen (von denen lediglich 55 mit Passagieren absolviert wurden) wurde der Flugbetrieb eingestellt. Grund dafür waren weitere technische Schwierigkeiten, die zu einer Notlandung und dem Tod zweier Crewmitglieder geführt hatten. Endgültig eingestellt wurde das Programm der Tu-144 im Jahre 1984. Bis dahin hatte noch ein Exemplar bei der Entwicklung der sowjetischen Raumfähre Buran gedient.

1995 startete die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA ein Versuchsprogramm, um den Nutzen zukünftiger überschallschneller Passagiermaschinen zu untersuchen. Hierfür setzte sie in Kooperation mit Tupolew eine mit verbesserten Triebwerken ausgerüstete Tu-144D ein. Bis 1998 wurden zahlreiche Testflüge absolviert. Die für dieses Modell verwendeten Triebwerke vom Typ NK-321 entstammten dem sowjetischen Bombertyp Tu-160, und zeigten weitaus bessere Eigenschaften hinsichtlich Leistung und Reichweite als die ursprünglich verwendeten Motoren. Der letzte Flug einer Tu-144 wurde am 14. April 1999 über dem Werksgelände von Tupolew absolviert.

Die bislang letzte Reise überhaupt fand auf dem Land- bzw. Wasserweg statt. Im Jahre 2001 erwarb das Technikmuseum in Sinsheim eine Tupolew Tu-144, wo sie nun neben der britisch-französischen Concorde besichtigt werden kann.